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Innovation? Ist das was zum Essen?

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Innovation? Ist das was zum Essen?

Autorin: Sabine Hauswirth, Founder Lichtscheune

Nahezu jeder, der mittlerweile irgendetwas ansatzweise damit zu tun hat, wenn es um Veränderung geht, benutzt den Begriff ‘Innovation’. Doch wissen wir eigentlich, wie und wo Innovation in uns Menschen entsteht? Haben wir schon einmal überlegt, dass es dafür gewisse Bereiche in unserem Gehirn gibt, die dafür verantwortlich sind? Im Folgenden will ich darüber schreiben, wo und wie Innovation entsteht.

Krisen wie Corona-Virus-Krise lösen Problemstellungen mit komplexer Herausforderung aus. Deshalb werden zunehmend holistische und generalistische Lösungsansätze benötigt, die neben analytischen Problemlösungen Themen wie Motivation, Veränderungs-Prozesse sowie Zielerreichung kennen. Doch nie war das Thema Innovation so erforderlich wie jetzt.

Das bedeutet auch, wir sollten wissen, wie und wo Innovation entsteht, um entsprechend reagieren, trainieren zu können, um jederzeit vorbereitet zu sein.

Innovation trainieren. Geht das?

Denn in Zukunft geht es immer mehr darum, was nicht mehr funktioniert und was nun anders oder neu gemacht werden muss. Dazu benötigen wir zunehmend die Identifizierung von Zielen, weil Komplexität insbesondere mehrfache Ziel-Identifizierungen auslösen kann. Dementsprechend benötigen wir das Wissen, wie Ziele entstehen und erreicht werden. Darüber hinaus müssen wir die Struktur-Abfolge wissen, wie und wo die Innovation entsteht, um innovative Prozesse auch anstoßen zu können. Dies bedeutet auch, die Rahmenbedingungen dafür zu kennen. Eines ist sicher: weder im Dauer-Stress noch unter generellem Ziel-Druck entstehen Innovation und Einfallsreichtum. Dabei stoßen wir immer wieder auf eine Thematik, die mit der Kognition, also unserem Verstand nicht lösbar ist: sie entstehen in unserem Unbewussten, und nicht in unserem Verstand. Aus dem ‘Marshmallowtest’ Walter Mischels sowie aus ‘Kluge Entscheidungen’ von Storch/Krause heraus habe ich vor ein paar Jahren folgende Grafik gestaltet. Das Interessante ist – hier entsteht auch die Innovation und Veränderung.

Kurz gefasst: In unserem Unbewussten System, auch heißes System genannt, entstehen nicht nur Innovation, sondern Vision, Kreativität und Muse. Hier ist auch Leadership verwurzelt. Im Gegensatz zu vielen fälschlichen Meinungen entstehen Innovation und Leadership nicht im nachgeordneten System, unserem Verstand, auch kaltes System genannt.

Sehr viel detaillierter will ich darstellen, wie die Zusammenhänge durch die Funktionsweise unseres Gehirns bestehen. Zunächst beginne ich, wie Lernen und regelmäßiges Training abläuft und somit neuronale Netze entstehen und warum vernetztes Lernen und Be-Greifen auch so wichtig für Innovation und Zukunftsdenken ist. Vernetztes und vielfältiges Tun, idealerweise gepaart mit Kreativität, beeinflussen sogenanntes laterales Denken, das die Leitgeschwindigkeit im Gehirn und somit schnellere Reaktionsfähigkeit und Einfallsreichtum erzeugt.

Das Wissen darum hat mein Satellite-Core-Modell mit dem 1+4=ONE – Training für Innovation beeinflusst, verbunden mit meiner eigenen gemachten Erfahrung vor ein paar Jahren, schnell und flexibel ein Geschäftsmodell ‘On-the-Go’ entwickeln zu müssen. Die Entwicklungs-Zeit hat dann so lange gedauert, wie es gedauert hat und somit dem Prinzip von Entwicklung und Lernen gefolgt ist – alle meine Satelliten entsprechen jahrelanger Übung und Training.

Zu den einzelnen Eckpunkten, wie holistisches Lernen, Innovation und Zukunftsdenken zusammenhängen.

  • neuronale Netze

Unser Gehirn besteht aus der Verbindung von Nervenzellen zu sogenannten neuronalen Netzen. Man muss sich das so vorstellen, dass wir, wenn wir einzelne Tennisbälle ( hier als Nervenzelle bildlich vorgestellt) mit Seilen miteinander verbinden und weitere Tennisbälle als Querverbindungen verknüpfen, entstehen sogenannte neuronale Netze. Die Informationen zwischen einzelnen Nervenzellen wird über Synapsen übertragen. Die Verbindungen (Seile) werden umso stärker, je häufiger sie benutzt werden. Diese neuronalen Netze sind veränderbar, man nennt dies auch neuronale Plastizität. Man weiß schon seit langem, dass diese Verbindungen gestärkt werden durch Lernen, aber auch durch Achtsamkeit. Man weiß zwischenzeitlich auch, dass Lernen nicht nur über den Verstand geschieht. Außerdem weiß man heutzutage, dass die neuronalen Netze mit unseren unterschiedlichen“ Zuständigkeiten“ = Systemen in unserem Gehirn verbunden sind. Sie speichern unterschiedliche Komponenten von Erfahrungen und sind deshalb auch mit verschiedenen Inhalten gefüllt. Wenn wir uns das Schaubild der Ziel- und Visions-Pyramide oben anschauen, werden diese unterschiedlichen Systeme kurz veranschaulicht: es gibt das sogenannte Adaptiv Unbewusste, das unserer sinnlichen Wahrnehmung und Sinneserfahrung sowie Erinnerungen entspricht. Grob ausgedrückt können wir auch Rechte Hirnhälfte dazu sagen, wobei dies tatsächlich nur ein grobes Schema darstellt. Aber darunter kennen wir meistens die Vorstellung, die diesem Gehirnbereich zugeordnet ist. Das System ist unser Verstand, landläufig auch als Linke Hirnhälfte bezeichnet. Der Verstand befasst sich mit der Bedeutung, die sich aus der Wahrnehmung ableiten lässt. Der Verstand also studiert die Wahrnehmung, die über das adaptiv unbewusste gefühlt wurde. Auch deshalb ist es Sinn machend, mit Gefühlsmarkern zu arbeiten, um Zielerreichung und Motivation besser zu verstärken.

  • Verbindung

Wenn wir also Lernen in Verbindung bringen mit zwei verschiedenen Systemen, also dem Adaptiv Unbewussten und dem Verstand, und wenn wir zusätzlich die Erkenntnis haben, dass sich unser Gehirn jederzeit ändern kann durch Lernen und/oder Achtsamkeit, dann gilt dies umgekehrt auch, wenn es um das Thema Nicht-Lernen geht. Wenn wir also Lernen durch Fühlen (Adaptiv Unbewusstes) und Lernen durch Wissensvermittlung (Kognition, Verstand), dann stärken sich offensichtlich unsere neuronalen Netze. Dadurch stärken sich unsere Verbindungen im Gehirn. Beim Nicht-Lernen würde das dann also umgekehrt funktionieren: wir verlernen das Fühlen, das Begreifen, das Spüren (adaptiv unbewusstes) und wir verlernen das kognitive Lernen (Verstand). Dieses Nicht-Lernen umgibt einen ja regelmäßig und ist für viele Alltag, ohne dass es ihnen bewusst ist: Nicht-Lernen wird immer mehr gefördert durch Konsum von digitalen Medien oder zumindest dem falschen Umgang damit, sowie von kompensatorischen Handlungen in Form von Dauer-Konsum (Einkaufen, stoffgebundenen Süchten und sonstigen „Tätigkeiten“, die mit eigentlichem Tun in Form von Lernen nichts zu tun haben.) Die Do-it-Yourself-Bewegung ist daher eine deutliche Gegenbewegung, das Urban Gardening, die Upcycling-Szene und viele andere Bewegungen sind der Gegentrend und ein Trend hin zum echten Tun, und daher auch zum Lernen im Sinne der Gehirnforschung, die insbesondere auch die rechte Gehirnhälfte einbezieht (Fühlen, Be-Greifen, Hand als Werkzeuge dafür).

  • Bewegung, Kreativität und Be- greifen

Wenn wir also davon ausgehen, dass über unsere Rechte Hirnhälfte auch Lernen geschieht, ist es hilfreich, mehr darüber zu erfahren. Wir wissen aus der Hirnforschung, dass körperliche Aktivität im Hippocampus (Teil unseres Gehirns) zur Neubildung von Nervenzellen führt. Mit den Neuronen werden neue Gedächtnisinhalte gespeichert. Bewegung ist daher ein zusätzlicher wichtiger Bestandteil zur Bildung von Gedächtnis und Steigerung von Gehirnleistung. Das Interessante dabei ist, dass aus beanspruchte Muskulatur sogar bestimmte Proteine ins Gehirn wandern, die Nervenzellen stärken und den Geist schneller arbeiten lassen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Bewegung (Kinetik) tatsächlich unseren Grips wachsen lässt. Wenn wir also regelmäßig trainieren, wird nicht nur unsere Muskulatur vergrößert, sondern auch des Volumen einiger Gehirnareale. Nicht nur Proteine, sondern auch die Menge der Neurotransmitter wie beispielsweise Serotonin steigen an. Bewegung und Sport ermöglichen außerdem erholsame Denkpausen, also Erfrischung des in unserer Gesellschaft ständig eingesetzten Verstandes. Dadurch dass Sport die elektrische Aktivität in einem Teil der Hirnrinde, dem sogenannten präfrontalen Kortex verringert, ist die anschließende Aufnahmefähigkeit des Gehirns größer als zuvor.

Auch der Tastsinn, also wenn wir etwas anfassen = be-greifen, liefert uns die ersten Sinneseindrücke bereits lange vor der Geburt. Und durch unser Sinnesorgan Haut, unserem größten Sinnesorgan, werden unzählige Rezeptoren zugeordnet, die in den Kortex (die äußere Schicht des Großhirns, das reich an Neuronen ist), gelangen. Auch durch Tasten und Be-Greifen lernen wir. Was für viele von uns gar nicht mehr fassbar ist, ist Berührung. Über den Tastsinn werden tatsächlich viele verschiedene Wahrnehmungen wie Druck, Schmerz oder Vibrationsempfinden umfasst. Viele Forscher sprechen deshalb von einem ganzen Tastsinnessystem. Grob erklärt handelt es sich bei dem Tastsinn um das Abliefern von Sinneseindrücken über unsere Haut an das Gehirn und die dort anschließende Empfindung und Bewertung. Es kommt also auf die Art der Berührung darauf an, wie unterschiedliche Rezeptoren aktiviert werden, und von dort dann weitergeleitet werden an das Rückenmark. Das Interessante ist, dass sich über verschiedene Bahnen des sogenannten verlängerten Rückenmarks sich die Leitungen der linken und rechten Körperhälfte daraufhin kreuzen. Und dann anschließend gelangen über eine weitere Verschaltung Signale in den Kortex. Und von dort werden über verschiedene Areale die Information und der Emotionsgehalt der Berührung, die ursprünglich von der Haut als Signal gesandt wurde, bewertet als Empfindung. Diese Art von Lernen ist notwendig, wenn es um unser Adaptiv Unbewusstes geht und wenn es um das Verändern und Verstärken unserer neuronalen Netzwerke geht. Wir lernen also ganzheitlich, wenn wir nicht nur stupide (Verstandes-)Inhalte auswendig lernen, sondern auch begreifbare und körper-wahrnehmbare Inhalte aufnehmen. Dieses Lernen über den Körper ist in der heutigen Zeit nicht nur wichtig, um ein gesundes Körper-Selbstbild zu entwickeln, wie es zum Beispiel vielen Frauen mit Essstörungen fehlt, sondern taktile Erfahrungen sind nachweislich zur körperlichen und sozialen Entwicklung überlebenswichtig. Sie wirken sich nicht nur auf den Pegel des Stresshormons Cortisol aus, sondern dienen auch dem Kontakt und der Bindung zwischen Menschen. Das alles ist ja eigentlich nicht neu. Das wussten schon die Griechen der Antike, das entwickelten viele kluge Leute wie Pestalozzi und Montessori als Lernsysteme für Schulen. Aber beachtet wurde es bisher in unserem vor allem linkshirnhälftigen Bildungssystem nicht wirklich. Das sollte sich aber ändern, wollen wir den Herausforderungen unserer Zeit wirklich begegnen: wo immer mehr Innovation, Flexibilität und Selbst-Motivation benötigt wird und mit dem Wissen, dass die Kraft aus dem SELBST aus dem Adaptiv Unbewussten generiert wird, dann können wir uns wirklich nicht mehr leisten, uns auf das rein kognitive System zu beschränken. Viele Schulversager würde es einfach nicht mehr geben und viele bislang unbeachtete Talente auch aus den immer wieder milde belächelten, sogenannten „bildungsfernen Familien“ (was ich als überheblich und insbesondere kurzsichtig empfinde), würden endlich hervorgehen können.

Denn, wie sagte bereits Albert Einstein: „Als das eigentlich Wertvolle im menschlichen Getriebe empfinde ich nicht den Staat, sondern das schöpferische und fühlende Individuum, die Persönlichkeit: sie allein schafft das Edle und Sublime.“

  • Konsumgesellschaft versus Gehirnbildung

Die zunehmende Konsumgesellschaft hat zu einem großen Teil dazu geführt, dass tatsächlich mehr konsumiert wird, und weniger selbst getan wird. Ich werde hier keinen größeren Exkurs in die Folgen von Dauerkonsum einleiten, aber ich werde doch ein paar wenige Stichworte liefern, die zu belegen versuchen, warum ein Umdenken und ein Paradigmenwechsel beim Lernen stattfinden muss. Schon die kleinen Kinder wachsen heutzutage auf mit digitalen Medien. Eigene Erfahrungen „in Echtzeit“ werden oft durch „overprotecting parents“ (überbeschützende Eltern) erst gar nicht möglich gemacht. Laufen, hinfallen, aufstehen, laufen, hinfallen, aufstehen, neu beginnen, weinen, lachen, hochklettern, runterklettern, hinfallen, wieder aufstehen – bereits diese scheinbar belanglosen Tätigkeiten wollen trainiert und routiniert selbstständig erarbeitet werden. Und je nach Altersstufe sanft unterstützt und gefördert werden. Dieses kleine Beispiel ist ein Beispiel für“ es versuchen, probieren, aus Fehlern lernen = mit Scheitern und Frustration umgehen lernen“. Wer anstatt dessen ständig fernschaut, ständig Computerspiele (zumindest unsinnige Spiele) spielt, womöglich keinen Sport betreibt und keinerlei kreativen und taktilen Erfahrungen macht, wird abgestumpft zu einem“ Konsum-Menschen“ mutieren. Die Auswirkungen auf unser Gehirn sind heutzutage klar belegbar und nachweisbar. Gedächtnis, Konzentration, Motivation, Autonomie und Bindungsfähigkeit sind nur eine der möglichen Bereiche, die dann nachlassen.

  • Achtsames Gehirn

Die gute Nachricht ist, dass unser Gehirn einer sogenannten neuronalen Plastizität unterliegt. Die Neuronen können zu neuronalen Netzwerken, und die neuronalen Netzwerke können verstärkt werden so wie sie um Umkehrschluss auch geschwächt werden können. Geschwächt werden können diese neuronalen Netzwerke auch durch Traumata oder sonstige Einflüsse. Aber auch dies kann nachweislich verändert werden, aber eben durch Training und kontinuierliche Integration in den Alltag.

Ganzheitliches Lernen in Form von Bewegung, Kreativität und Wissensvermittlung bringt also Stärkung unserer neuronalen Netzwerke. Der Neuropsychiater Hans-Georg Kuhn von der Universität Göteborg hat beispielsweise ausgewertet, dass vor allem das Ausdauervermögen im Alter von 18 Jahren die geistige Performance für den Rest des Lebens beeinflusst. Im Umkehrschluss kann man also davon ausgehen, dass die heute 18-jährigen, die völlig ohne Bewegung und Sport leben, ihre geistige Performance nachhaltig negativ beeinträchtigen. Unser Bildungssystem in Deutschland hat sich schon seit langem vom ganzheitlichen Lernen verabschiedet. Zukünftig wird dies, davon gehe ich aus, von Ausbildungsstätten und Unternehmen aufgefangen werden müssen. Wer gesunde und fitte Mitarbeiter haben möchte, wird nicht umhin können, sich Teilen dieses ganzheitlichen Lernens widmen zu müssen.

Viele unterschiedliche Hirnforscher und Psychologen haben darüber geschrieben, wie es zu Wohlbefinden und zu Bewältigung von Stress kommen kann. Hierzu gibt es unterschiedlichste Ausführungen in vielen unterschiedlichen Studien und Büchern. Allen Studien gemeinsam ist das Fazit, dass die Aktivierung und Verbindung der rechten Gehirnhälfte mit der linken Gehirnhälfte Wohlbefinden, gerne auch als Flow bezeichnet, bringt.

Die Wege dorthin sind unterschiedlich beschrieben worden und können auch auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden. Mich besonders überzeugt haben die Ergebnisse des Gehirnforschers Antonio Damasio (Abhandlungen: z.B. „Descartes’ Irrtum“, „Ich fühle, also bin ich“) und der Psychologin und Pädagogin Maja Storch (Bücher: z.B. „Die Mañana-Kompetenz: Entspannung als Schlüssel zum Erfolg“, „Das Geheimnis kluger Entscheidungen: Von somatischen Markern, Bauchgefühl und Überzeugungskraft“). Dabei wird angesetzt über die sogenannten somatischen Marker, die unser Adaptiv Unbewusstes (rechte Gehirnhälfte) immer ansprechen. Wir haben dort verankert das Erfahrungsgedächtnis sowie unserer Lust- und Triebzentrum. Unser Glücksempfinden findet in diesem Lust- und Triebzentrum, dem nucleus accumbens, statt. Hier funktioniert auch unsere Verhaltenssteuerung und unsere Motivation. Hier wird Dopamin erzeugt wenn Spaß in den Dingen steckt, die getan oder gelernt werden sollen. Erst dann wird mit Glücksgefühl oder Flow gelernt. Hier findet auch bei Reizüberflutung IMMER eine Filterung statt: die „gefällt“ / „gefällt nicht“- Selektion. Wenn also eine Situation von ihr ausgewertet wird in „gefällt“ / „gefällt nicht“, und im Anschluss an die Selektion das Ergebnis“ besser als erwartet“ oben oder“ besser als gedacht“ herauskommt wird eine positive Emotion erzeugt die wiederum ein Glücksgefühl mit sich bringt und dann wurde positiv gelernt. Dieses Zentrum geht immer einher mit unserem Erfahrungs-Gedächtnis, dass alle unsere Erfahrungen, auch transgenerationale Erfahrungen, abgespeichert hat.

Dieses Wissen ist wichtig für Zielerreichung oder das Erreichen einer Vision. Wer also ein Ziel erreichen will, wer höchst motiviert zu etwas kommen möchte, der sollte das Wissen um unser Lust- und Triebzentrum und unser Erfahrungs-Gedächtnis nutzen. Dieses läuft in der rechten Hirnhälfte, und in unserem Adaptiv Unbewussten, ab, der Verstand wird erst danach eingeschaltet. Dies kann erfasst werden durch Körperwahrnehmung, und die sogenannten somatischen Marker, entwickelt von Antonio Damasio. Indem wir spüren, abklopfen was wir uns vorgenommen haben durch zwei verschiedene Maßstäbe (PLUS 0-100, MINUS 0-100), können Zielerreichung und Motivation besser gelingen. Deshalb brauchen wir immer eine Antwort und Bewertung auf ein Plus- sowie ein Minus-Gefühl. Dies geschieht nicht mit dem Verstand. Dies geschieht definitiv nur dem Unbewussten. Unser Unbewusstes ist unser Selbst. Unser Unbewusstes liefert die Informationen, was uns als Mensch ausmacht, was uns einzigartig macht, was direkt mit uns zu tun hat. Dieses Unbewusste ist der Kern unseres Wesens, anstatt dem Aufgestülpten von Außen. Dieses macht uns authentisch, und dieses Unbewusste kann „erfahren“. Trainiert werden zuallererst stets die körperliche Wahrnehmung. Wir haben erfahren, dass Bewegung und Sport, aber auch kreatives Tun durch Begreifen und Spüren die hilfreich sind, unsere neuronalen Netzwerke zu stärken und auszubauen. Meditation und Achtsamkeitsübungen sind ebenso mögliche Praktiken, um Zugang zum Unbewussten und der Stärkung unserer neuronalen Netzwerke zu erhalten. Und damit Konzentration und geistige Performance zu erhöhen. Doch wie gelingt uns das? Das fördern wir durch Stille, durch Achtsamkeit, durch Ruhepausen, durch Abschalten von Smartphones und Co., durch einfaches So-Sein, durch Pausen in der Natur, oder durch bewusstes Abschalten beispielsweise in einer Schlange an der Kasse im Supermarkt. Dann erhalten wir den Zugang zu unseren Gefühlen, dadurch erhalten wir den echten Zugang zu unserem Innersten und damit zu dem, was uns wirklich antreibt und uns Spaß macht. Und dadurch, in Gedankenlücken, entsteht etwas, das Einfälle und sogenannte „Zufälle“ erzeugt. Hier entsteht dann auch der Einfall, die Idee, die Innovation.

Wie es nicht funktioniert: Dauerstress und Dauerbelastung sowie Dauer-Funktionieren (also nicht das zu tun, was einem wirklich entspricht) erhitzen unser limbisches System, das Teil der rechten Hirnhälfte ist. Dies wiederum führt dazu, dass der Zugang zu unserem adaptiv unbewussten erschwert ist und nachweislich führt Dauerstress dazu, dass dann auch unser kognitives System, also unser Verstand, außer Kraft gesetzt wird. Die Folgen sind mindestens Fehlerhäufigkeit, Unkonzentriertheit, aber auch Chaos und auch unsoziales Verhalten.

Wer also darauf achtet, sein Gehirn in Achtsamkeit zu trainieren, braucht Pausen, Entschleunigung, Potenzial-Entwicklung, und ein Heraustreten aus der hedonistischen Tretmühle. Was nichts anderes bedeutet, als ein Heraustreten aus einem “ immer höher und weiter“ und eines ständigen Verbessern und Optimieren des eigenen Lebensstandards durch Status & Co. Dieser Tretmühle nachzujagen bedeutet, diese auch bedienen zu müssen. Dies bedeutet auch, einen ständigen hohen Preis zahlen zu müssen: immer höhere Einkommen, immer mehr Konsum, immer mehr Ersatzbefriedigung anstatt eines Lebens, das wirklichen Flow bringt.

  • Innovation und Leadership

Wer den Zugang zu seinem Inneren erreicht hat, kann damit aus der Kraft der eigenen Stärke schöpfen. Die Kraft der eigenen Stärke erwächst ausschließlich aus dem Adaptiv Unbewussten. Sie erwächst nicht aus dem Verstand, weil der Verstand nachweislich begrenzt ist. Der Verstand ist das, was wir kognitiv erfasst und abgespeichert haben, der Verstand ist aber definitiv nicht unser Selbst. Er ist aber notwendig, um Dinge und Situationen zu analysieren, um zu rechnen, zu langfristig zu planen oder sicherzustellen, dass in manchen Bereichen Strategien erstellt werden. Auch ist er notwendig, um technische Errungenschaften weiterzuentwickeln, die allesamt auch der Innovation unterliegen. Unser Selbst jedoch ist unser Unbewusstes und deshalb sind wir Menschen auch einzigartig. Weil jeder Mensch ein eigenes Unbewusstes und ein eigenes Selbst hat. Aus unserem Unbewussten entstehen auch unsere Absichten, unsere Ziele für unser Leben, unsere Visionen. Absichten oder Intentionen sind deshalb wichtig, weil sie bestimmte Momente des Lebens verknüpfen und Handlungen des Jetzt mit Handlungen des unmittelbar nächsten Moments verbinden. Also aus einer Kurzfristigkeit(JETZT) in eine Langfristigkeit(ZUKUNFT) münden. Intentionen sind somit eine fortgeschrittene Impulssteuerung und sind wichtig gegen vorschnelle Reaktionen. Das Entwickeln von Intention/Ziel/Vision kann aber nur aus unserem Selbst entstehen. Es kann weder aufoktroyiert, also von außen auf gestülpt, werden noch kann es nachgeeifert oder kopiert werden. Aus diesem Prozess, aus dem Prozess des Adaptiv Unbewussten heraus entsteht Innovation. Es ist die Verbindung von Intention mit antizipiertem Denken. Wer so sein selbst“ angefeuert“ hat, wird automatisch zu den entsprechenden kognitiven Steuerungselementen geführt. Es sind diese vermeintlichen“ Zufälle“ des Lebens, die dann erscheinen, die aber letztendlich nichts anderes sind als das Erkennen der zu einem passenden Informationen im Außen.

Das ist Zukunftsdenken oder Innovationsdenken im eigentlichen Sinne. Neuschöpfung (Re-Creation) und Innovation entsteht in einem achtsamen Moment. Fast spielerisch. Erholung (Re-Creation) entsteht nicht durch Funktionieren & Technik. Erholung entsteht durch Spiel, Humor, kreatives Sein. Dies alles entsteht in unserer rechten Hirnhälfte. Durch Pausen machen, Smart Work statt Hard Work, Zustand von Präsenz, Nicht-Urteilen(Fokusblick ist Enge). So entsteht Neuschöpfung. Neuschöpfung ist Innovation. Und Innovation ist Evolution.

Wer also den Herausforderungen dieser Zeit, sei es in der Wirtschaft oder in der Politik, gewachsen sein möchte, benötigt Zugang zum Selbst und erhält dadurch

  1. Innovationsdenken / Change
  2. kreative Ideen
  3. Empathie und soziales Handeln
  4. höchste Konzentration
  5. Effizienz im Gehirn
  6. die richtigen Entscheidungen
  7. Klarheit und Wesentlichkeit
  8. Wohlbefinden und Flow
  9. Integration von Körper Geist Seele
  • Denken in Bildern

Unser Organ des Denkens ist das Gehirn. Selbst ein Bauchhirn scheinen wir zu haben. Aber in unserem Gehirn sitzen Verstand und Intuition zugleich.

Photo by Анна Галашева on Pexels.com

Unser Denken funktioniert auf jeden Fall in Bildern. Wenn wir etwas wahrnehmen, stellen wir uns das automatisch und unbewusst als Bild vor. All diese Bilder werden auch abgespeichert. Der Mensch kann immer nur ein Bild nach dem anderen wahrnehmen, parallele Verarbeitung von Bildern gehen nicht. Unser Denken funktioniert durch Reaktion auf positive Bilder. Auf negative Befehle reagiert es nicht, zumindest nicht, um positiv zu lernen. Uns deshalb zu beeinflussen, sollten wir immer alles positiv formulieren, was wir erreichen wollen. Und das dann mit den sogenannten somatischen Markern in eine Plus- und in eine Minus-Skala einordnen. Da alle erlebten und empfundenen Bilder vom Menschen abgespeichert werden, insbesondere nicht mehr verändert werden können, brauchen wir ein Wissen darum, wie wir alte Bilder überlagern können. Fakt ist, dass jedes Bild (und der Mensch speichert ca. 9000 Bilder am Tag = Wahrnehmungen pro Tag in seinem Gehirn ab) von jedem neu hinzugekommenen Bild überlagert wird. Und je mehr neue Bilder folgen, umso tiefer versinken die älteren Bilder im Speicher des Unterbewusstseins. Die Signale dieses sogenannten Erfahrungsgedächtnisses können Sofort-Reaktionen sein wie auch langfristige Signale. Sofort-Reaktionen unseres Körpers durch sogenannte somatische Marker können sein Zittern, Erröten, Stottern, Herzrasen, Magenkrämpfe und vieles andere mehr. Langfristige Signale unseres Erfahrungsgedächtnisses können sein Schlaflosigkeit, Schwächezustand, Essstörungen, erhöhter Blutdruck, Gehörsturz, Burnout und vieles andere mehr. Da das Unbewusste den Menschen leitet und nicht der Verstand, ist es stärker als seine bewussten Entscheidungen. Auch deshalb kann sich der gesamte Speicher des Erfahrungsgedächtnisses zu einem grundlegenden Lebensgefühl verdichten.

Wer also Veränderungen herbeiführen will, braucht das Verständnis um die Sprache des Adaptiv Unbewussten. Egal ob privat oder in Unternehmen. Change ist immer ein Vorgang, der nur ganzheitlich funktionieren kann, wenn er WIRKLICH funktionieren soll.

Möglichkeiten, die Rahmenbedingungen für Innovation und Change im weitesten Sinne positiv zu unterstützen

  1. Bilder
  2. positiven Gefühlen (Humor) & Flow
  3. positive Sprache & Wort-Kreativität
  4. ein Bild nach dem anderen
  5. Natur und archetypische, archaische Symbolen (ältestes Erfahrungs- Gedächtnis)
  6. Kinetik/Bewegung zur Verstärkung/Verankerung der Bilder
  7. Motivation/ Glücksgefühl/Wohlbefinden
  8. Selbstbestimmung/Wahlfreiheit beim Tun – kein Funktionieren-Müssen im Hamsterrad
  9. ideal/optional: somatische Marker zur Bewertung (gefällt/gefällt nicht) (+ 0 – 100, 0-100)
  10. ideal/optional: Symbolen aus der Natur zur Verankerung im Unbewussten – als neue Bilder für unser adaptiv Unbewusstes & Erfahrungsgedächtnis
  11. Indizes unterschiedlicher Bereiche zum Ist-/Soll-Situations-Abgleich
  12. Checklisten und Handlungsanweisungen ausschließlich als zusätzliches, begrenztes Hilfsmittel (da rein kognitiv, und daher limitierte Möglichkeit bietend)
  13. Natur als Mittel zur Entschleunigung und Beruhigung unseres limbischen Systems
  14. kreativen Methoden zur Lösungsfindung und zur Unterstützung des Selbst
  15. Upcycling als Kreativitätsmethode für Ressourcenschonung und zukünftiges ökonomisches Prinzip von REDUKTION
  16. weitestgehender Berücksichtigung systemischer und transgenerationaler Zusammenhänge sowie Moralität, die aus Gruppen-Verhalten stammt (Frieden, Versöhnung, Teamgeist als Antrieb)
  17. Mut zu Innovation, Authentizität, Querdenken
  18. strategische Planungshilfen: Strategie, Plan folgt auf Visions-Arbeit/adaptiv-Unbewusstes, (z.B. mit konkreten Wenn-Dann-Plänen (Gollwitzer & Oettingen, ZRM-Training Krause/Storch, Satellite-Core-Strategie Hauswirth)

Für komplexe Themen, die auch zukünftige Innovation beinhaltet, benötigt es einen reduktiven Ansatz. Ich nenne das auch „Reduktionsintelligenz“, einer neuen Form von Intelligenz, die wir zukünftig verstärkt brauchen: in kürzester Form komplexe Inhalte schnell übermitteln bzw. erfassen können. Je vernetzter wir unser Gehirn trainiert haben, das heißt linke mit rechter Hirnhälfte verbinden, umso besser reagieren wir prägnant, und umso besser fallen uns Ideen ein und umso besser können wir uns fokussieren.

Fazit:

Wenn wir also zukünftig immer häufiger in Change-Prozessen uns befinden und wenn wir immer häufiger innovative Prozesse oder Einfallsreichtum benötigen und dies dann auch noch schnell umgesetzt werden soll – dann benötigen wir zuvor die entsprechende Zeit für Entwicklung und die Rahmenbedingungen für Innovation. Ein weiterer Fakt ist, Innovation kann und muss trainiert werden und die Grundlagen dafür, wie Innovation entsteht, berücksichtigt werden. In Komfortzonen, wie wir in Deutschland sie weit verbreitet haben, entsteht dieses Szenario dafür jedoch nicht, sorry!

Fakt ist außerdem, dass mit den bisher gemachten Prozessen von Oberflächlichkeit, dem Schneller-Höher-Weiter ohne Pausen, Re-Creation und Achtsamkeit keine wirklichen Change- oder Innovations-Prozesse gelingen werden. Weil wir als Menschen so nicht funktionieren. Ohne REDUKTION in allen Bereichen werden wir lediglich ein Weiter-So betreiben, dem Tiefgrund und Entwicklung aus dem Weg gehen und damit kein DESIGN OF CHANGE betreiben können. Denn zukünftiges Wachstum wird mit dem wert-geschätzten Menschen im Mittelpunkt geschehen. Ein wert-geschätzter Mitarbeiter wird in seinem Mensch-Sein berücksichtigt. Dann bringt er alle Möglichkeiten mit, sein Potenzial und damit seine Innovationskraft zu entwickeln

Quellen:

[1] Maja Storch, Benita Cantieni, Gerald Hüther, Wolfgang Tschacher (2006): Embodiment: Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen. Bern: Huber; DER SPIEGEL „Schlaulaufen“, Nr. 32/1. August 2015; GEHIRN UND GEIST, Infografik „Von der Berührung zur Empfindung“, Nr. 9/2015; LIFE KINETIK, „Gehirntraining durch Bewegung“, Horst Lutz, 2010, München: BLV; „Der Mensch, der Bonobo und die zehn Gebote-Moral ist älter als Religion“, Frans de Waal, 2015, Stuttgart: Klett-Cotta; „Gedanken lesen – Erkennen, was andere denken und fühlen“, Michael Moskowitz, 2008, München und Zürich: Pendo; „Das achtsame Gehirn“, Daniel J. Siegel, 2010, Freiamt im Schwarzwald: Arbor; “Das Satellite-Core-Modell”, Entwurf eines Geschäftsmodells, Sabine Hauswirth, 2015, München: Sabine Hauswirth, “Von der Vision zur Geschäftsidee”, Sabine Hauswirth; “Zukunft gestalten”, Sabine Hauswirth Vortrag

Copyright-Hinweise: Alle Rechte vorbehalten – Ein teilweises oder ganzes Kopieren, Vervielfältigen oder Nutzen des Textes ist nicht erlaubt. Nutzen des Textes nur nach vorheriger ausdrücklicher Zustimmung des Verlages. Lichtscheune Media & Management. ©Sabine Hauswirth

Über die Autorin:

Sabine Hauswirth ist Unternehmensberaterin, Entwicklerin von Innovations-Trainings sowie Future Thinker. Als langjährige Finanzexpertin und Unternehmensberaterin hat sie viele Modelle zur Implementierung von Innovation entwickelt, unter anderem 2016 das Satellite-Core-Modell, das einzigartig ist in der integralen Methode für Entwicklung von Potenzialen zur Flexibilisierung von Geschäftsmodellen. Sie berät als Unternehmensberaterin für Innovation & Strategie, digitale Markterschließung und arbeitet als Erfinderin/Entwicklerin sowie als Fotografin. Ihre Kernkompetenz ist Business Development & Innovation, Ecommerce und Entwicklung von Trainingskonzepten für Innovations-Kompetenz. Gründer begleitet sie auf dem Weg in die Selbständigkeit und Unternehmen bei Business Innovation, Business Development und E-Commerce. Mit einer ihrer Entwicklungen, Life Long Work, wurde sie nominiert beim Ersten Deutschen Erfinderinnenpreis 2017.

Weitere Infos

Details zur Autorin Sabine Hauswirth Link | Dieser Artikel wurde in leicht veränderter Fassung erstmalig 2016 veröffentlicht/Webseite www.sabine-hauswirth.com

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4 Regeln für Einfallsreichtum

Digitalisierung, Design, Fotografie, Digital Services, Innovation, Innovationsmanagement, Digitale Markterschließung, E-Commerce

Einfallsreichtum, Motivation und Strategie verbinden – um sie für Innovation und Digitalisierung zu nutzen

Im Zeitalter digitaler Transformation und sich immer schneller verändernden Geschäftswelten kommt immer mehr die Frage auf, wie Geschäftsmodelle gestaltet werden sollen und können. Oder anders ausgedrückt, wie sich Geschäftsmodelle an diesen von außen kommenden Anpassungsdruck besser anpassen können. Wer heute ein Geschäft eröffnet, egal ob es sich um eine Dienstleistung oder um Produktverkauf handelt, hat immer schon die Global Player Google, Apple, Amazon & Co. als Konkurrenz im Boot. Oder bestehende Unternehmen, selbst große Unternehmen, die lange schon am Markt sind, haben zunehmend diese Konkurrenz und die Möglichkeiten, die durch Digitalisierung entstanden, im Nacken.

1. Strategie: Geschäft intelligent gründen

Doch dies sollte niemanden abhalten, ein Geschäft zu eröffnen oder sich laufend weiter zu entwickeln. Doch die Rahmenbedingungen sind grundlegend verändert im Gegensatz zu noch vor zehn Jahren, als die Möglichkeiten des Internets und der Digitalisierung noch nicht so vielfältig waren. Heute geht es vielmehr um eine adaptiv-situative Anpassung von Geschäftsmodellen: eine schnelle, an Marktbedingungen angepasste Veränderung. Lange Wege von Entscheidungsketten dürften da genauso wenig hilfreich sein wie allzu groß und teuer angelegte Marketing-Kampagnen im Umfeld der Veränderung.

2. Strategie: Geschäft flexibel halten

Für Unternehmen habe ich ein Modell entwickelt, das eine  Möglichkeit darstellt, sich mit dem vollen Potenzial, das das Unternehmen zu bieten hat, aufzustellen und dabei aber schneller anpassungsfähig und zugleich weiterhin erkennbar zu bleiben. Da es sich um ein Modell handelt, ist es dementsprechend als solches gedacht: es bietet ein Beispiel und es bietet Handlungs-Impulse, um sowohl in einem bestehenden Geschäftsmodell als auch in einem neu zu gestaltenden Geschäftsmodell Anwendung zu finden. Das Grundprinzip ist so gedacht, dass man die vorhandenen Potenziale oder Ressourcen erst einmal klar strukturiert auflistet. Alle Potenziale werden in meinem Modell, das ich Satellite-Core-Modell nannte, zu Satelliten. Aus einem der Satelliten wählt man einen Core, also einen Kern oder ein Hauptstück als Fokus-Satelliten.

3. Strategie: Potenzial laufend trainieren

Hintergrund dieser Vorgehensweise ist zunächst einmal die Benennung aller Potenziale, aus denen Geschäfts- und Einkommens-Möglichkeiten gewonnen werden könnten, um dann daraus einen Schwerpunkt und Fokus, auf den die Konzentration geht, zu wählen. Das Wichtige dabei ist, dass der Fokus-Satellit der einzige Satellit ist, der persönlich (bei Einzelunternehmen) bedient werden soll. Und die Neben-Satelliten müssen immer ausgelagert werden können. Im Modell gehe ich sogar so weit, dass der Fokus-Satellit in schwierigeren Umsatz-Zeiten oder auch bei veränderter Auftragslage dann auch gegebenenfalls als sozialversicherungspflichtiger Job umgewandelt wird: entweder zeitlich befristet oder längerfristig oder wie auch immer. Ziel ist immer größtmögliche Flexibilität, aber immer mit dem Hintergrund, die eigene Authentizität zu bewahren. Dies tut man, weil man seine Potenziale kennt und klar strukturiert zu einem Geschäfts- und Einkommensmodell gestaltet hat. Die Arten der Einnahmequellen, ob Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit oder Teile auch aus sozialversicherungspflichtigem Einkommen oder Geschäftsführer-Gehalt ist vollkommen egal: Ziel ist immer, das eigene Life Management zu gestalten und für Wohlbefinden durch Authentizität zu sorgen. Wer die aktuelle Entwicklung nicht nur in Startup-Szenen sieht, erkennt zunehmend das Beschreiben von „Scheitern“: ich sehe dieses Scheitern als eine zunehmende Konsequenz aus dem Zeitalter der digitalen Transformation, in dem eben nicht mehr nur einfach rausgegangen werden kann mit einer Geschäftsidee und schon hat man den entsprechenden Markt erobert. Im Gegenteil, dieses immer wieder als Scheitern bezeichnete Fehlschlagen würde ich lieber mit „Nicht-Erobern-Können-von-Märkten“ bei gleichzeitiger fehlender Flexibilität und Struktur bezeichnen. Ohne Flexibilität, entsprechenden Pragmatismus und schnelle Anpassung an Verhältnisse und einem entsprechenden Modell wird es einfach schwierig bleiben, zu bestehen.

4. Strategie: Mitarbeiter motivieren und fördern

Auch in bestehenden Unternehmen kommen immer mehr Veränderungs- und Anpassungs-Prozesse vor, die wiederum auf zunehmende Freudlosigkeit vieler Mitarbeiter in Unternehmen stoßen. Diese sind aus den unterschiedlichsten Gründen freud- und motivations-los: entweder sie sind unterbezahlt oder nicht entsprechend ihrem Potenzial eingesetzt oder aber sie sind vollkommen durch eine Komfortzone verwöhnt. Motivation könnte durch das Satellite-Core-Modell auch gefördert werden: indem man Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, ihr Talent zumindest zeitweise kennenzulernen, zu fördern und per Satelliten auszulagern, oder sogar im Unternehmen zu leben, gibt man ihnen zugleich das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Wertschätzung. Daraus erwachsen wieder verstärkt Motivation und womöglich erhöhter Einfallsreichtum, das in Unternehmen zunehmend benötigt wird für Innovation. Viele Menschen heutzutage haben längst innerlich gekündigt und tun nur noch das, was von ihnen verlangt wird. Dieses Dauer-Funktionieren ist langfristig für Unternehmen der Untergang. Denn die Veränderungsprozesse geschehen immer schneller und so wie ich das sehe, wird Veränderung ein laufender Prozess im Unternehmen und im Leben werden müssen. Unmotivierte und freudlose Mitarbeiter kann man spätestens dann auch nicht mehr nur mit einmaligen Events und Change Management Maßnahmen abholen, wenn das eigene Geschäftsfeld nicht mehr funktioniert und Veränderung per Zwang von Außen aufgedrückt wurde. Und die vermeintlichen Sicherheiten eines sicheren Arbeitsplatzes gefährdet erscheinen oder aber tatsächlich gefährdet sind. Also benötigt es zunehmend andere Strategien für Motivation und Wohlbefinden. Aber das ist dann nochmals ein anderes Thema.

Zurückkommend zu meinem Satellite-Core-Modell: das besondere dieses Modells ist, dass es sich zugleich um eine Möglichkeit handelt, die eigenen Talente zielgerichtet und strukturiert laufend weiter zu entwickeln. Und sie entweder bei Bedarf oder ständig zu zeigen. Dadurch hat man sozusagen ein persönliches Marketing- oder Selbstmarketing-Instrument in der Hand. Ich selbst habe nach meinem Ausstieg aus der Finanzbranche etwas gebraucht, das schnell und fürs eigene Wohlbefinden guttuend funktioniert. So sind meine Satelliten weitestgehend ausgelagert und mein Fokus-Satellit ist Beratung. Da ich flexibel bleiben wollte und jederzeit anpassungsfähig, ist der Fokus-Satellit für mich vollkommen irrelevant, ob es sich um Beratungs-Aufträge oder eine Spezialisten-Stelle in einem Unternehmen ist. Das klingt vielleicht merkwürdig, ist es aber nicht: wer das eigene Potenzial kennt und lebt, muss sich nicht mehr verbiegen und sorgt einfach nur für sich selbst. Das ist also das besondere des Modells: das eigene Potenzial ist immer in einem, und wenn es idealerweise größtenteils ausgelagert ist und auch schon etwas passives Einkommen bringt, kann der Fokus-Satellit immer regional verlagert werden oder sonstigen Vorstellungen entsprechend angepasst werden. Das ist größtmögliche Flexibilität – die eigene Lebensgestaltung nicht nur Anpassungs-Druck, sondern auch und insbesondere entsprechend der eigenen Vorstellungen zu formen. Denn Veränderung kommt ohnehin immer öfter, also benötigt es für Wohlbefinden zeitgleich immer mehr Selbstwirksamkeit, also das Gefühl, etwas selbst und aus eigenen Kräften zu bewirken und zu gestalten.

Das Modell dient also auch der Herausbildung eines Einzigartigkeits-Designs, also einer authentischen Präsentation des eigenen Unternehmens, das wiederum nur schwer kopierbar ist von anderen. Dies funktioniert sowohl für Einzelunternehmen wie auch bei größeren Unternehmen. Bei größeren Unternehmen dient das Modell genauso gut, muss aber anders angewandt werden. Hier geht es dann vor allem um das Heben der eigenen Schatzkiste, der Förderung des vollen Potenzials der Mitarbeiter. Ich nenne das schon immer die „Schatzkiste im Unternehmen“ – denn alle zusammen machen erst den Schatz aus. Je mehr Potenzial in Satelliten fließen kann, umso mehr macht man sich unabhängiger von Markt-Gegebenheiten, die zur Anpassung zwingen. Und umso mehr wird man weniger kopierbar, gerade in Zeiten, wo es so schnell wieder die Kopie der Kopie gibt. Das Satellite-Core-Modell dient also nicht nur der Orientierung und besseren Anpassungsfähigkeit in schwierigen Märkten, sondern dient zugleich der Förderung des Potenzials und der Talente und letztendlich dem Einfallsreichtum und der Innovations-Förderung. Innovation muss zukünftig zunehmend aus dem Unternehmen heraus gestaltet werden. Die schnellere Veränderung im Außen zwingt zu immer schnellerer Anpassung. Das benötigt Mitarbeiter, die darin geschult sind und die auf Veränderung gelassen und bestenfalls mit Einfallsreichtum reagieren. Dies jedoch geht nur durch regelmäßiges Training der Vielfalt. Das bekanntermaßen zu vernetztem Denken und Handeln führt. Dies gilt im Kleinen wie im Großen.

Doch der Beginn all dessen ist, sich für das Ausleben und Zeigen des Potenzials, der Schatzkiste, zu entscheiden. Und das dann mit entsprechender Motivation und Strategie umzusetzen.

Autorin und Entwicklerin des Satellite-Core-Modells: Sabine Hauswirth. Dieser Artikel wurde erstmals 2016 veröffentlicht bei HUFFINGTON POST.

Einfallsreichtum ist kein Zufall

Du musst es nur tun

 

~ SABINE HAUSWIRTH

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